Uhren

Uhren

Uhren, Instrumente zum Messen und Einteilen der Zeit. Die Alten kannten die Sonnenuhr (s.d.), die Sanduhr (s.d.) und die Wasseruhr (s.d.). Die heutigen Räder-U., deren Erfindung nicht bestimmt anzugeben ist, kommen im 12. Jahrh. in Klöstern vor; Turm-U. sind seit dem Ende des 13. Jahrh. bekannt; die Taschen-U. (Sack-U), wegen ihrer Form Nürnberger Eier (s.d. nebst Abb. 1264) genannt, wurden vom Nürnberger Schlosser Peter Hele (1480-1542) erfunden, der sie schon 1511 so vervollkommnet hatte, daß sie 40 Stunden gingen und schlugen. Die Repetier-U. erfand Barlow in London 1676; Harrison (gest. 1776) konstruierte zuerst genaue Chronometer. Das Räderwerk der U. erhält seinen Antrieb durch Gewichte (Gewicht-U.) oder Federn (Feder-U.). Die gleichförmige Umdrehung des Räderwerks bewirkt der Regulator, eine Vorrichtung, welche genau gleiche Schwingungen vollführt, die vom Räderwerk mittels der Zeiger auf dem Zifferblatte registriert werden; er besteht aus einem Pendel oder einem kleinen schwingenden Schwungrad (Unruhe), wonach man Pendel-U. und Unruh-U. unterscheidet. Damit der Regulator auch bei wechselnder Temperatur immer die gleichen Schwingungen ausführt, ist er mit einer sog. Kompensation versehen, die auf der ungleichen Ausdehnung verschiedener Metalle beruht. Die Hemmung, (s.d. und Abb. 785) verzögert den Ablauf des Räderwerks. Die ältern Wand-U. mußten täglich aufgezogen werden, die neuern sog. Regulator-U. gehen meist acht Tage; man hat auch Monats- und Jahr-U., letztere meist als Tisch-U. mit Zentrifugalpendel ausgeführt. Die frühern Taschen-U. zog man mit einem Schlüssel auf, die neuern sog. Remontoirs sind schlüssellos und werden von außen aufgezogen (s. Remontoir nebst Abb. 1488). Kontroll-U. (zur Kontrolle des Dienstes von Beamten) haben ein Papierzifferblatt, auf welchem durch Einführung und Herumdrehung eines Schlüssels eine Marke an der betreffenden Stundenzahl hervorgebracht wird. Als Kunst-U., welche astron. Daten anzeigen und mit mechan. Spielereien ausgerüstet sind, haben besondern Ruf die des Straßburger Münsters (die erste von 1352, die zweite von 1574, die dritte von 1842). – Hauptfabrikationsland für gute Taschen-U. ist die Schweiz (Genf seit 1587, Locle seit 1680, Chaux-de-Fonds). Deutschlands Hauptfabrikationszentren sind Glashütte in Sachsen (vorzügliche Taschen-U., seit 1845), Silberberg in Schlesien (Taschen-U., Turm- und Kontroll-U., seit 1854) und der Schwarzwald (billige, aber gute Pendel-U.). Frankreich hat in Besançon (Taschen-U.) und Paris (Stutz- und Reise-U.), England in London, Birmingham, Liverpool, Manchester und Coventry Hauptsitze der Uhrenindustrie. Bedeutendes leistet auch Nordamerika (S. auch Elektrische Uhren.)


http://www.zeno.org/Brockhaus-1911. 1911.

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